Juni 2022 Salone del Mobile

Dream! Play! Be!

Es ist heiß. Es ist voll. Und die beats der Musik hämmern durch die flirrende Luft. Es ist eine Mischung aus Jahrmarkt, Happening und Streetfood-Festival. Menschen über Menschen aus allen Ländern der Welt, man muss anstehen beim Betreten des Messegeländes, Gepäck wird untersucht, Tickets gelesen und das Sprachgewirr ist unglaublich. Heißa, Ich bin auf der Salone del Mobile, mitten im Juni - bei 32Grad Hitze. Es ist Messe und zwar in vielen Hallen und darüberhinaus die Milan.Design.Week. Hier trifft sich nun die Welt und ich bin dabei, wenn auch nur für zwei Tage.

Was für ein schönes Motto, dem ich hier auf einem Stand begegnet bin: Dream … Play ... Be ...

Wir träumen einfach zu wenig, schauen zu oft auf die kleinen oder größeren Displays. Also bitte schön: Nichts tun und einfach mal Tagträumen. Auch gespielt wird viel zu wenig. Also, sich kindlich geben und einfach mal nach Herzenslust das tun, wonach einem ist. Zum Beispiel in eine Pfütze springen. Einige Einrichtungselemente haben dies aufgenommen und bieten so manches Schmunzeln und eine Überraschung. Überraschungen mag unser Gehirn!!

 

To be! = sein. Sein, wie man ist, und wie man es mag. Das !! Thema der Wohnpsychologie. Hier auf der Messe gibt es jede Menge Anregungen, um sich sein Zuhause einzurichten, wie man es mag.

 

Here we go!


Dream!

Mir ist besonders aufgefallen, dass einige Aussteller Ihre Produkte besonders inszeniert haben, die an Theater oder Kunst-Events erinnern.


Hier würde ich auch den Minimalismus sehen, der mit seinem puren, teilweise weißen und haptischen, schlichten Design daherkommt. Diese Schlichtheit lässt Platz und Raum für Fantasie, Träume und Kontraste. Einige japanische Aussteller haben dies großartig gezeigt. 

Foto: Textil wie Pilzlamellen angeordnet 
Foto: Textil wie Pilzlamellen angeordnet 


Play!

Hier findet sich das junge Design. Es gab etliche junge Designer.

 

Die Messe sprach von 600 -  im Bereich Salone Satellite in der Halle 1 + 3.

 

Nachhaltigkeitsthemen 

Gute und nachhaltige Ideen sind mehr und mehr zu finden und manches mutet sehr überraschend und playful an. 

 

Und tatsächlich „joyful“ products:

 

Es gelingt manche Überraschung, manches ist sehr einfach und deshalb gut, es ist häufig bunt und man muss schmunzeln. 



Einige junge Designer und ihre Produkte:

Designerin: Anna Arpa 

https://www.instagram.com/annaarpa/?hl=de 

 

Dieser Tisch ist aus gefühlt Millionen kleiner Holzmosaikteilchen zusammengesetzt. Es handelt sich um farbige Abschnitte, die neu verwendet wurden.

 

Die Designerin Anna Arpa ist Architektin und lebt in Mailand und hat einige Zeit mit dem Bau dieses Tisches zugebracht. In einem weiteren Produkt/Regal hat sie die Holzteilchen anstatt Winkel und Schrauben verwendet. So ist das Regal komplett rückbau- und recycelbar. 

 


Designerin: Carina Deuschl

https://carina-deuschl.com/

 

Diese Designerin hat bereits den German Design Award Special in 2021 gewonnen. Zu Recht. Ich erinnere mich gut an die faltbare Badewanne.

 

Auf ihrem Stand hier hat sie die einfachen Licht-Röhren an Lederstreifen gehängt und that‘s it. Ich mag die einfachen und guten Lösungen. Der höhenverstellbare Holz-Schreibtisch ist toll gearbeitet und versteckt die Kabellage. Man könnte ihn ebenso gut als Esstisch verwenden. Auch das mag ich, wenn Gegenstände multifunktional gebraucht werden können. Die witzigen Figuren im Regal „fressen“ auch Kabel …

 

Besonders beeindruckend war der Stuhl aus Kunststoff. Ein Stuhl aus Kunststoff? Jawohl, er verändert nämlich seine Form beim Draufsitzen! Danach nimmt er seine Ursprungsform wieder an. 


Design: Studio Marfa

https://www.studiomarfa.com/

 

Zunächst hatte mich das Styling auf den Stand gezogen. Dann sah ich mir den Schreibtisch MOMO genauer an. Noch ein Schreibtisch, dem man diese Funktion aber nicht ansieht. Auch dieser kann als Esstisch oder einer Konsole verwendet werden. Dieser Tisch ist gut gearbeitet mit abgerundeten Kanten und einer guten Verbindung von Holz und Metallbeinen. Die Eichenplatte wirkt einladend und ruhig und die Metallbeine geben dem ganzen einen besonderen Pfiff. Und dann höre ich vom Designer Florestan Schuberth, dass er und Janis Fromm, also Studio Marfa, auch aus Hamburg kommen.

 

Tolle Arbeit, Jungs! 

 


Designerin: Mirei Monticelli

https://www.studiomirei.com/

 

Mirei verarbeitet Fiberglas-Fasern zu allen möglichen Objekten. Zauberhaft und gut einsetzbar. Eine schöne Weise, Räume „traumhaft“ und individuell zu gestalten.


Der japanischer Designer Shinnosuke Harada 

Instragram: https://www.instagram.com/shinnosukeharada/

 

… hat einen beleuchteten Sitzhocker designt, den chochin stool, der sowohl als Beistelltisch als auch als Hocker verwendet werden kann. Durch das typische japanische Lampendesign kann er nach Verwendung zusammen gefaltet und platzsparender verwaltet werden. 

 

Auch das an japanische Pilze erinnernde enoki light ist zart, mobil und variabel aufstellbar und macht ein zauberhaftes Licht. Alles ist aus japanischer Zypresse hergestellt. Wunderschön sind auch die leichten und ästhetischen Sake-Trinkgefässe, deren Wandung unterschiedliche Stärken haben. 


Hier einige weitere joyful Produkte ...


Kommen wir nun zum Thema „Be!“ – Sein

Wir alle wollen uns in unseren Räumen wohlfühlen, haben aber alle unterschiedliche Bedürfnisse. Es gab also eine große Angebotspalette und ich habe hier einiges zusammengestellt: 

 

Farben: Farben spielen in der Einrichtung und unseren „Raum“-Gefühlen eine große Rolle. Ich war etwas überrascht, weil ich erwartete, einige „Kracherfarben“ zu sehen. Gab es auch, aber sehr sehr wenige. Die Hauptfarben, die ich sah, waren Braun, Natur- und Zimtfarben, Grün, Blau. Als harmonischer Kontrast boten sich Flieder, violett, Beerenfarben und gelb an. 

 

Material: Wie erwartet, gab es sehr viel Holz, auch dunkleres Holz. Naturmaterial wie Bambus, Weide, Baumrinde, Stroh. Papier und Produkte aus Papier, Leder, Samt und weit verbreitet haptische Textilien wie Boucle als Sofa und Sesselbezüge. Man sieht relativ wenig Metall und Glas, die eher in der Deko zu finden sind. 

 

Formen: Noch immer sind die Sitzmöbel organisch geformt, so dass man sich wie „umarmt“ fühlen kann. Auch Sideboards habe ich gesehen, die wie von organischen Baumstämmen gehalten aussehen. Vasen, Keramiken und weitere Dekorationsartikel haben die runden Formen aufgenommen. Wandreliefs scheinen ein neuer Trend zu werden.


Fotos von Farben


Fotos von Material


Fotos von Formen


In den zwei Tagen konnte ich unmöglich alles ansehen. Inzwischen wurden überall Fotos gepostet von Dingen, die ich überhaupt nicht gesehen habe und ich mich frage, wo ich eigentlich war?

 

Auch in die Hallen für Badeinrichtungen und für Küchen bin ich nicht gekommen. Ich muss also nächstes Mal etwas mehr Zeit einplanen und will das gern tun. Milano ist auf jeden Fall einen Besuch wert und die Messe sowieso. Ich mag Messen, ich mag Design und ich mag  Italien. Ciao, Milano!

 

Alle Fotos: Erika Mierow/Juni 2022